Sonntag, 31. August 2014

Ausgesetzt im Real Life oder auch: Ein Text, den ich bestimmt irgendwann leugnen werde geschrieben zu haben

Reallife Adventures – ein Survivaltrip

Flensburg, 14:30 Ortszeit

Wir sitzen bei Subway und essen. Vom aktuellen Spawn bis hierher war es jedoch ein weiter, beschwerlicher Weg.

Rückblick:
Das Abenteuer beginnt an einem Nachmittag im Dezember. Zwei Anhänger der exakten Naturwissenschaften (und nebenbei Nerds vor dem Herrn) haben Hunger und wollen essen gehen. Ergo: einen Ausflug in das gefährliche, unerforschte Paralleluniversum namens „Reallife“ machen, wo bekanntlich der Pizzabote herkommt.

Problem Nummer1: Auswahl der passenden Lokalität
Problem Nummer 1a: wissenschaftliche Auswahlkriterien für die Auswahl der passenden Lokalität

Schlussendlich entscheiden wir uns für die größte Herausforderung, die aber am wenigsten Energieumsatz in den Actin- und Myosinfilamenten...
Ach, verdammt, wir gehen zu Subway, weil es am dichtesten dran ist.

Problem Nummer 2: auf der Tür steht weder ziehen noch drücken und wir müssen es auf empirische Forschung ankommen lassen

Problem Nummer 2a: die soziologische Demütigung, sollten wir aufgrund Problem Nummer 2 gegen die Tür klatschen

Nachdem wir es mit vereinten Kräften unbeschadet ins Gebäude geschafft haben, sehen wir uns dem ultimativ weltumstützendsten Problem der Menschheitsgeschichte (Nein, ich habe schon seit 127 Jahren nicht mehr übertrieben) gegenüber: Wie zur Hölle kommen wir jetzt zu unseren aus Glucoseeinheiten aufgebauten, den energetischen Grundzustand erhöhenden....

Ach, verdammt, wie bestellt man sich ein Sandwich?!

Nach ausführlichem Studium der Anleitung zu eben diesem Vorgang (den wir gerne als Smartphone-App hätten, wenn wir es uns recht überlegen...), wagen wir uns auf unbekanntes Terrain.
Wir bestellen uns tatsächlich ohne größere Probleme ein Sandwich, das am Ende tatsächlich unseren Vorstellungen entspricht und wir uns nicht mit Cookies und Oliven auf einem Vollkornsandwich konfrontiert sehen.
Level up!
Nachdem wir dann auch noch das motorische Kunststück vollbracht haben, unser Essen unfallfrei zu unserem Tisch zu befördern, gleicht unser Zustand dem eines Marathonläufers direkt nach einem Wettkampf.
(Die Tatsache, dass mir prompt die Serviette vom Tablett geweht ist und ich um ein Haar darauf ausrutsche, erachte ich nebenbei als unerheblich und deklariere sie als unvermeidlichen Messfehler, der in einer repräsentativen Studie sowieso unerheblich sein würde.)

Sobald wir sitzen holt uns das Reallife jedoch prompt ein und schlägt gnadenlos zurück:
Problem Nummer was-weiß-ich: Wie zur Hölle isst man das jetzt, ohne nachher unter dem Hochdruckreiniger duschen zu müssen und am besten ohne eine Serviette zu brauchen, die sich ja leider aus unerfindlichen Gründen dematerialisiert hat?
Um von unserem Problem abzulenken unterhalten wir uns lautstark über Lamas, Star Wars und die Vorteile, die ein Leben als Amöbe mit sich bringen.
Was am Rande bemerkt nicht dazu führt, die allgemeine Aufmerksamkeit von uns abzulenken. Verdammter Bug im Quellcode...
Was schade ist, denn wir bekleckern während unseres Gesprächs entweder das Tablett oder uns selbst mit Soße und Salat, der ja bekanntlich sowieso nur den Nährwert von Taschentüchern....
Ja, gut, okay, ich hör ja schon auf...

Am Ende unserer Expedition stehen wir erneut vor einem Problem: Dem Mülleimer. Warum müssen Fastfoodketten eigentlich jede verdammte Angewohnheit aus Amiland übernehmen und Mülleimer so bauen, dass sie zwar diskret aussehen und auf den ersten Blick eher für dekorative Accessoires gehalten werden, die das Chi des Raumes in himmlische Sphären heben sollen, aber niemand weiß, wo man jetzt die sterblichen Überreste seines Mittagessens entsorgen soll?! Bug Nummer zwei, das kann hier doch höchstens die pre-beta-Version sein!
Zum Glück verfügt wenigstens ein Teil unseres Duos über empirische Erfahrung in dieser Angelegenheit und wir müssen unseren Müll nicht schmachvoll mit nach draußen nehmen und steif und fest behaupten, das sei Kunst, und könne auf keinen Fall weg, bis wir einen selbsterklärenden Mülleimer finden.

Am Ende dieses Tages, der uns außerdem noch vor die Probleme Kaffeeautomat, noch mehr unbeschriftete Türen und Busfahrpläne stellt, ist unsere CPU komplett überlastet, die Festplatte längst heißgelaufen, der Treiber für sämtliche Datenschnittstellen gecrashed und wir wünschen uns schnellstmöglich in unsere gewohnte, nerdige, realitätsferne Welt zurück.


Na dann: Shutdown Reallife in 3,2,1...

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