Samstag, 13. September 2014

Ich brauche nichts - eine Dystopie


Ich brauche nichts.
Nichts zum Lesen
Nichts von dir
Nur einen Stift zum Schreiben
Und ein Stück Papier.


Ich brauche keine leeren Worte, keine Phrasen, keine Sprüche, kein Gerede.
Wir stehen ständig bis zu den Knien in Wortschatzentengrütze und klopfen Sprüche wie alte Teppiche. Wir dreschen leere Phrasen mit phlegmatisch gepflegten Dreschflegeln.
Wir schlagen ein auf die Bedeutungslosigkeit, bis nichts als Leere zurückbleibt.
In der Luft flimmert hämisch glitzernd der Staub des Althergebrachten, Verbrauchten und
aus den Büchern unserer Zeit tropft zu oft eilig hingeschmiert die faulige Tinte des ewig Gleichen.

Ich brauche nichts
Nichts neues zum Lesen
Nicht Mensch
Nicht Tier
Nur einen Stift zum Schreiben
Und ein Stück Papier.

Aus der Zeitung springen mich jeden Morgen die ewig gleichen Schreckensmeldungen der immer während schwelenden Konflikte an. Es geht um ewig gleiche Fragen, ewig ungelöste Missverständnisse und ewig radikal interpretierte ewig gleiche Schmähschriften.
Kaum jemand lässt sich etwas Neues einfallen, ewig eintönige, ewig gleiche politisch polarisierende Bersichterstattung.
„Bombenanschläge, Terrorangriffe, Menschenrechtsverletzung, Völkermord...“
Ewig schreckliche, ewig gleich klingende Überschriften, die schon längst nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielen.
Abgestumpfte Menschen, gewalttätige Menschen, untätige Menschen.

Und ich sitze da, Stift in der Hand, meinen Ärger über all das niedeschreibend.
Ich sitze da und schreibe, während um mich herum die Welt im Chaos versinkt.

Und ich habe nichts.
Nichts neues zum Lesen
Nichts von dir
Nur einen Stift zum Schreiben
Und ein Blatt Papier.

Und es ändert nichts.

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