Ein herzliches Moin Moin aus der langsam herbstlich werdenden Landeshauptstadt!
Gestern hatte ich endlich die lang erwartete Ehre, auf einer der coolsten Bühnen zu stehen, die ich je gesehen habe: die Bühne vor dem Kupolofen im Kunstwerk Carlshütte in Büdelsdorf!
Auch wenn ich mich im Halbfinale gegen eine fantastische Ilka Brüggemann geschlagen geben musste war es ein wunderbarer Abend mit coolen Leuten :) Den neuen Text möchte ich euch natürlich auch nicht vorenthalten: Vorhang auf und Bühne frei für "Datt schwatte Meer"!
De
Geschichte vunt schwatte Meer
Ik
sitt an de Strand, een Logerfüer knistert und schickt kommodige
Wärme inne Runde. Mien Fründe sitten um mi rum und wi klönen und
hemm Spoß, eegentlich. Datt Meer rauscht nich wiet entfernt und datt
rükt no Summer, no verkokelte Holt vunt Füer, no Saltwater und no
Sunnencreme op sunnenwarme Hut. Eegentlich schull ik glücklich ween
hier, twischen mien Fründe, de Lüüd, de de stürmische Küstenstadt
to mien nüe Tohuus makt hemm. Eegentlich. Ik fööl mi hier wohl, de
sunnenwarme Sand ünner mien nackte Fööt is Tohuus, datt leise
Geklimper vun een Gitarre, de liese Küstenwind, de nümmers still
steiht. Avers dor is watt in mie, datt mie nie ankomen lätt. Een
schwatte Meer, datt jümmers in mien Kopp henn und her schwappt und
mie bi de unmöglichsten Gelegenheiten piekt und piesackt wie een
opsässige Strandkrabbe. Datt arbeitet unünnerbroken in mi und lätt
mie keen Ruh. Makt, datt ik nie vollständig irgendwo ankumm. Wenn ik
tohuus bin, will ik wech und wenn ik wech bin, will ick weller nah
Huus. Und in regelmäßige Abstände will ik eenfach nur wech vun
alles, vun mien Fründe, vun mien Studium, ut düsse Stadt, ut düsse
Leven. Mien Fründe ünnerholen sik unbeschwert över de nächste
Party, datt nächste Wuchenende, doch ik kiek in Gedanken versunken
ruut op Water, wo de Sünn langsam int Meer versinkt. Datt Meer
tröstet mi, jümmers. Wenn datt schwatte Meer in mien Kopp besonders
dull wogt und schümt kumm ik ant Meer und laat mi weller beruhigen
vunne stoische Gliekförmigkeit vun Wellen und Wind, vun Ebbe und
Floot. Denn beruhigt sich ok datt schwatte Meer. Doch in Tieden wie
düsse helpt nichtmol datt Meer. In mien Leven is Springfloot und
Sturm gliektiedig. Ik verleer de Bodenhaftung und steck gliektiedig
in Driefsand fast. Datt is ton rammdösig warrn!
Gefrustet
stoh ik op und flüchte, ik kann datt fröhliche Geklöne nich mehr
hören, datt Geklimper vunne Gitarre is to luut in mien Kopp, wo datt
schwatte Meer wütet und schümt. Ik gah rünner na de Tiedenkant,
laat mie de Wogen över de Fööt spölen. Datt Water is kold, aver
angenehm. Av und to kittelt mi Tang an de Fööt oder groffe Kies
spölt um mien Fööt, beför de Brandung em mit int wiede Meer
trick. Ik atme deep dörch und versöök, weller kloor to warrn. Datt
giv överhaupt keen Grund, hüt Avend truurig to ween. Mien Fründe
sünt door, datt is warm und de Wind is tamm hüüt. Und datt is datt
Schlimmste: Datt ik sülvst nich weet, watt egentlich los is. Ik heff
alles, und doch kumm ik nie to Ruh. Ik kann doon und laten watt ik
will, jümmers heff ik datt Geföhl, datt irgendwatt fehlt,
irgendwatt verkehrt is. Avers ik kann de Finger nich dorop legen.
Datt
wart jümmers düsterer an mien eensame Platz direkt an de
Tiedenkant. Blass steiht schon de Mond ant Heben und ik stier jümmers
noch wie hypnothiseert op’t Meer ruut, ohne irgendwatt bestimmtes
to sehen. De Oberfläche wart schwatt inne tonehmende Dämmerung. Ik
sinneer doröver, wie veel ünner de Meeresoberfläche schwimmt, watt
wi nich kennen. Datt is villich ok better so. Biller vun dribende
Geisternetze kopp mi inne Kopp, vun verendende Delfine und
Schwienswale in Fischernetze, de Doot luurt ünner Water, wenn du
nich bannich oppasst. Mien Hart wart noch schwoorer. Datt Meer weer
jümmers am meisten vun allem mien Tohuus und de Minsch zerstört
datt mit wahnsinnige Präzision. Ik laat mi inne Sand fallen. Datt
schwatte Meer schwappt höher und löppt irgendwie ut mien Ogen ruut.
De Oberfläche is nich nur schwatt, sondern tooch und ölig, wie nah
een Tankerunglück. De Schmeer kleevt överall fast in mien Kopp und
lett mi nicht mehr denken. Und weller hett datt schwatte Meer fast
gewunnen. Doch nur fast, noch schwimm ik dorgegen an.
Datt
du plötzlich neben mi sittst, heff ik garnich markt. Erst, als du mi
een Taschendook henhälst, kiek ik hoch und sofort kumm ik me albern
vör. Doch du seggst keen Wort, tövst nur gedulgig, bit ik mie de
Nees putzt heff und di weller ankieken kann, ohne datt du
verschwummen büst. Solang kickst du op Meer rut, ganz in dien eegene
Gedanken versunken. Ik weet, datt du datt Meer so leevst as ik. Und
di uk oft Gedanken makst, watt wie düsse Kostborkeit andohn.
Du
versteihst.
Wenn
uk nich datt schwatte Meer, aver mien Angst um mien Tohuus und datt
Geföhl, machtlos to ween. As ik mi weller beruhigt heff, kickst du
mi an und lechst de Kopp scheef, fast as bruktest du mol een annere
Perspektive. Ik zuck verlegen mit de Schullern und kiek die
bedrüppelt an. “Keen gude Dach hüüt?”, frogst du nur.
Ik schüttel de Kopp und irgendwie löpp datt schwatte Meer schon weller ut mien Ogen ruut, wiel datt in mien Kopp schümt und brodelt. Du blivst ruhig, kennst datt all. Du tövst av, drängelst nich. Irgendwann warr ik ruhiger, kann weller een Silberstreif anne Horizont sehen. De schlimmste Sturm is vörbi, föör hüüt. Hoffentlich. Obwohl ik all siet Johren mit de Kabbelien in mien Kopp leven mutt, datt is jedes Mol weller so schlimm wie anne Anfang. Denn so is datt. Mol löppt datt, mol löppt gor nix. Man löppt und löppt und kummt schienbor nie wieter. Doch man kann dormit leven. Denn nah jede Sturm wart datt bekanntlich uk weller ruhiger. Mutt je, nech. Und as de Sünn int Meer versinkt, giv de schwatte Supp in mien Kopp siet lange Tied endlich mol wedder Ruh. Tomindest för een kotte, kostbore Oogenblick.
Ik schüttel de Kopp und irgendwie löpp datt schwatte Meer schon weller ut mien Ogen ruut, wiel datt in mien Kopp schümt und brodelt. Du blivst ruhig, kennst datt all. Du tövst av, drängelst nich. Irgendwann warr ik ruhiger, kann weller een Silberstreif anne Horizont sehen. De schlimmste Sturm is vörbi, föör hüüt. Hoffentlich. Obwohl ik all siet Johren mit de Kabbelien in mien Kopp leven mutt, datt is jedes Mol weller so schlimm wie anne Anfang. Denn so is datt. Mol löppt datt, mol löppt gor nix. Man löppt und löppt und kummt schienbor nie wieter. Doch man kann dormit leven. Denn nah jede Sturm wart datt bekanntlich uk weller ruhiger. Mutt je, nech. Und as de Sünn int Meer versinkt, giv de schwatte Supp in mien Kopp siet lange Tied endlich mol wedder Ruh. Tomindest för een kotte, kostbore Oogenblick.
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