Hallo Leute,
ich melde mich mal wieder mit neuem Lesestoff!
Der folgende Text ist bei einem Slam-Workshop an der Uni entstanden, den ich vor ein paar Wochen besucht habe.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen :)
Ich
schrei’ die Welt an
Manchmal,
an diesen ganz besonderen Tagen, da fahre ich hinaus ans Meer. Bis
dorthin, wo das Land aufhört, Land zu sein. Es ist stürmisch
an diesen Tagen. Ich stelle mich an den Strand, ganz vorn an die
Gezeitenlinie, bis die Wellen fast an meinen Schuhen lecken.
Das
Meer ist wild und unruhig, genau wie ich. Tief atme ich die
durchsalzene, kalte Luft und die Gischtfetzen ein und sammle mich.
Und
dann tue ich das, wozu ich an diesen ganz besonderen Tagen genau hier
her komme: Ich schreie die Welt an.
Ich
schrei‘ die Welt an und schreie: Sieh hin!
Sieh
hin, wo andere wegsehen!
Sieh
hin, wo anderen Leid widerfährt!
Sieh
hin, wo sonst niemand hinsieht!
Ich
schrei‘ die Welt an und schreie: Hilf!
Hilf
mit Worten voller Trost, wo es nötig ist!
Hilf
mit Taten, wo Worte versagen!
Hilf
mit Nähe, wo Distanz und Verfremdung um sich greifen!
Ich
schrei‘ die Welt an und schreie: Trau‘ dich!
Trau‘
dich, aus der ewigen Freundschaft plus mehr werden zu lassen!
Trau‘
dich, das Smartphone im Bus mal wegzulegen!
Trau‘
dich, Blicke zu erwidern, in neue Augen einzutauchen!
Trau‘
dich, DU zu sein!
Ich
schrei‘ die Welt an und schreie: Wach auf!
Wach
auf aus deinem satt gefressenen Dornröschenschlaf!
Wach
auf aus längst vergangenen Träumen!
Wach
auf aus ewig schulterzuckendem Gleichmut!
Wach
auf aus Konsumrausch und Konkurrenzdenken,
aus
Rohstoffverknappung und Rohölgier,
aus
Meeresverschmutzung und Mindestlohn!
Wach
auf aus Korallensterben und Kohleindustrie!
Ich
schrei‘ euch alle an und schreie: Wacht auf!
Wacht
auf, seht euch um und seht: Ihr seid viele, WIR sind viele!
Lasst
uns aufstehen, aufeinander zugehen und wieder mehr Robin Hood in
diese Welt voller Trumps und Erdogans und Putins bringen!
Wake
up, it‘s time for another revolution!
Das
Meer ist still geworden, die Wogen geglättet, der Wind verstummt.
Ich
atme aus; lange, gründlich.
Eine
kleine vorwitzige Welle schwappt an den Strand und weit hinten am
Horizont glitzert silbrig ein schmaler Streifen Hoffnung.
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