Ein herbstliches Moin Moin aus dem Norden Schleswig-Holsteins!
Ich hatte gestern Abend das Vergnügen, beim Brodelpott Slam im Kulturhaus Walle in Bremen aufzutreten und den Zuschauerpreis zu gewinnen, der aus einer Dose "Bremer Knipp" bestand.
Ich danke dem wahnsinnig euphorischen Publikum an dieser Stelle für den Applaus und die netten Worte in der Pause, das erfreut das Künstlerherz sehr!
Aber nun genug der langen Vorrede und Vorhang auf für "Heimatmeer", den Text, der gestern im "Brodelpott" Premiere feierte und allen gewidmet ist, die es auch nach langen Fernreisen und Auslandsaufenthalten immer wieder zurück an die stürmischen Küsten des Nordens zieht. Außerdem gewidmet der Insel Amrum, die unbekannterweise der Sehnsuchtsort in diesem Text ist.
Quelle: commons.wikimedia.org/wiki/File:Dünen_vor_Süddorf_auf_Amrum.JPG |
Heimatmeer
Du
ligst an de Strand in een Düne, schulst di in de Windstille twischen
de harten Grashalme. Noch vörhin hest du nern an de Spölsuum vunt
Meer stohn, staunend vör de urtümliche Kraft vun de Wellen, de
nimmermeud an de Strand brusen und di Gischt schmecken laten.
De
Wind hett fiese Matenten vör, so as jümmers in disse merkwürdige
Johrestied twischen Summer und Harvst. He driff Schabernack mit di
und wuschelt di dörch de Hoor. Toverlässig kolt, soltig und nah
Algen duftend.
Du
hest Steene int Woter schmeeten und tokeeken, wie se in de Floten
verschwunnen sünd. Wind und Wogen hemm di beobachtet und di gefungen
holen in emme ole Leed.
Du
leevst datt Meer, hest datt all jümmers dahn und för allem an Daag
wie disse spörst du datt weller ganz besünners. Schon als du düsse
Urgewalt datt erste Mol sehen hess, weer dien Hart inne Dünen
verloren und dor lich datt noch.
De
Sünn is jüst dorbi, in een indrucksvolle Farbenspill int Meer to
versinken.
Du
sühst Gold, Rot, und bald een samtige Blau door, wo de Sünn nich
mehr hennlangt.
Bienoh
muss du de Klüsen dichmoken bi disse verschwenderische Pracht.
Doch
erst, als de rote Füürball achter de Horizont verschwunnen is,
wendest du din Blick af und kickst in‘n Heben, wo de ersten Sterne
silbrig opblitzen und op di rünnerkieken, als wullen se di
beschützen. Du schmusterst in di rin und verleerst di int Düstern
und datt Geföhl vun‘n köhlen Sand ünner di.
De
Strand is minschenleer, keeneen stört di in dien Gedanken.
Se
wandern fort, an annere Strände, nah annere Minschen, de du leev
gewunnen hest.
Ok
wenn du in düsse Moment an keen annere Ort op de Welt ween muchst,
trick di datt doch fort in fremde Städte, na annern Minschen, de du
schon kennst oder erst noch kennen lehren warst.
„Allens
fließt“, schall de Philosoph Heraklit eenst seggt hemm.
Du
sinnst doröver nah und stimmst emm ut vullen Harten to.
Du
bist een annere worn, sietdem du datt letzte Mol an düsse Ort
weerst, und doch bist du densülven bleven. Datt Meer is een annere,
und doch is‘t datt sülve bleeven.
Obwohl
de See een Inbegriff fört Unbeständige is, een Sok wart sik nie
ännern: Datt Meer is tröstlich und lett di ruhig warn, indem du
begrippst, datt du de Loop vun de Tieden nie warst ännern köhn. Du
kannst blots nahgeven und di datt Meer anvertruhen und hoffen, datt
de blanke Hans datt good mit di meent.
Und
datt wart he. Du hest een stabile Boot und hest de Johren över
genuch Erfohrung sammelt um de Klippen to umschiffen, de datt Leven
di för de Fööt schmitt.
De
Tiet wart weeten, watt se mit die vörhett. Datt ward nich immer
eenfach ween, doch eer Loop wart dorför sorgen, datt du nicht stohen
blivst und nie weller as de glieke Minsch, de du nu büst, an düsse
Strand torüch kummst.
Datt
Leven ward Sporen achterlaten, villich ok Narben, avers datt Meer
ward se heelen, as datt datt all jümmers dahn hett.
„Allens
fließt“, schall Heraklit eenst seggt hemm. Du grienst, als du
doröver nadenkst und op de Geräusche luurst, de datt Meer vun sik
giv. De Brandung hett eer eegen Leed; datt Rieben vun de Sand und de
Steene övernanner, datt Schümen vun de Gischt, datt Süseln vun de
utlopenden Wellen open Strand, datt machtvulle Breken vun de
Wellenkämme kott vör de Tiedenlinie.
Datt
Meer fließt nicht, nicht hüüt.
Datt
brandet, datt wogt, avers vunn ruhigen Fluss kann keen Rede ween.
Datt Meer is unruhig, als würde datt ebenso ungeduldig op de eersten
Harvststürme töven, wie du op dien Opbruch in de grote, wiede Welt
tövst.
In
di brandet Fernweh op, mit mächtige Wogen, und de Gischt schient bit
nah de Sterne to fleegen.
Du
makst de Klüsen to und sühst vor dien innere Oog erst wiede Meer
und denn Land.
Faszineerend
und vuller Möglichkeiten, de du eerst noch entdecken warst.
Du
erinnerst di an de Statue von Christoph Columbus, de an de sunnige
Küst vun Barcelona steiht und stulz op Meer rutkick. Du kannst good
nahföhlen, watt he eenst dacht him mutt.
Du
brennst dorop, allens achter di to laten und nü antofangen,
wenigstens een Tiet lang.
Avers
du weetst ook, datt dien Heimat jümmers hier siin ward, inne hohe
Norden an de stürmische Küste bi de Minschen, de hier leven.
Se
sind wortkarg, een beeten spröde, aver jümmers ehrlich und
bodenständig. Wenn du torüchkummst warst du zwar een anndere ween,
avers för dien Familie warst du doch densülven bleven siin.
Langsam
schweifen dien Gedanken torüch int Hier und Jetzt.
Datt
is vullständig düster, in de Ferne sühst du in regelmäßige
Abstände datt opblitzen vunn een Lüchtfüer.
Averdusende
Sterne blinkern intwischen vunn Heben dahl, dortiwschen av und to een
eensame Flugzeug, datt, ferne Orte ton Ziel, dörch de Nacht flüch.
Du
settst di op, kloppst de Sand vun dien Kleedosch und geihst noch een
Mol rünner nah datt Water.
De
Wind hett sik beruhigt und zuppelt nur noch sacht an dien Hoor. De
Wogen branden gliekmäßig an‘n Strand, hemm emme Wildheit
verloren. Und doch sprüht di av und to noch een beeten Gischt
entgegen und drich de Geschmack vunne See op dien Lippen.
Du
geihst in de Knee, nimmst een flachen Steen und schmittst emm in de
Wellen. Datt is to düster, um to sehen, wo he landen deit, doch datt
is nu ok nich wichtig.
Du
nimmst noch een deepe Atemtoch und dreihst datt Meer denn de Rüch
to, geihst dörch de Dünen torüch und föhlst een lütten Stich int
Hart. Wenn du weller kümmst, wart datt Meer een anneret ween. Doch
it wart door ween.
Weil
allens fließt.
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