Dienstag, 18. Oktober 2016

Dank an meine Großeltern

Hier bin ich nochmal, voraussichtlich das letzte Mal für einige Zeit, da ab nächster Woche die Uni wieder ihren Tribut fordert. Heute habe ich nochmal einen plattdeutschen Text für euch im Gepäck, in dem ich meinen "plattsnackenden" Großeltern einmal "Danke" sagen möchte, auch wenn sie im Himmel wahrscheinlich kein Internet haben, um es lesen zu können...

Arfen eeten


Mien Grootmudder harr een grote Gemüsehoff und ik harr datt Glück, een Dach de Wuch bi mien Grootöllern op de Buurnhoff to verbringen, als ich lütt weer.
Ik heff quasi mien halbe Kindheit in de groote Hoff, mitn Moors op de kommodige Heizungsherd inne Köök vun datt groote Buurnhuus und inne Kälverstall mitn Arm bit an de Ellenbogen int Muul vun een Kalv verbröcht.
Avers mien leevste Erinnerung is de ant Arfen eeten mit mien Grootmudder. Sobald de Arfen rief weeren, sünd wie inne Hoff und hebb de grönen Schoten plückt. Denn hebb wie op een ohle Boomstump seeten, op de mien Mudder und eer Geschwister all seeten hepp. Jeder, de mol frische Arfen probeert hett, ward mi seker tostimmen, datt datt ganz watt besonderes und op jeden Fall anners ist als Arfen ut de Doos oder ut de Tiefkühltruhe.
Ik heff jümmers nur de lüttjen sööten eeten, de dicken mehligen heff ik vör mien Unkel överlaaten, de much datt. Wenn ik hüüt dor an torrüch denk, kummt de groote Hoof datt Paradies temlich nehch. Reehen vull mit Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Arfen, Bohnen, Kartüffeln, Sempplanten, Solotköppe, Zucchini, Gurken, Kornblöme und groote, runde Kürbisse. Överall rükte datt no Planten und schwatte Erde, de Früchte weeren inne Summer warm vunne Sünn.
Uut de Beeren in de Hoff hett Großmudder veel Soß makt, so datt datt jedes Mol wenn ik Dunnerstags to Besök weer mien Lieblingsnoospieß „Geele Pudding mit rote Soß“ geven kunn.
Datt weer fast genauso schön wie inne Hoff Arfen eeten: Mit Großvadder vunt Tieren tellen op de in de Gegend verstreut lingenden Koppeln weller kamen, wobi ik wohl doch nich so groote Hülp weer wie ik jümmers dacht heff, und denn af in de warme Wohnköök, wo mien Urgrootmudder jümmers an de Disch seet und irgendwatt schnippelt hett, und Middach eeten mit geele Pudding und rote Soß achteran.
Doch leider kunn ik de Tied nicht opholen. Mien Grootöllern worn öller, trucken int Oolendeel und mien Unkel hett de Bedrief övernahmen. Wo fröher de groote Hoff weer, steiht nu een Veehstall mit Solar op Dack.
Und datt duurte nicht lang, bit mien Grootmudder an Krebs starven dee. Veel to froh, ik wull eer noch so veel frogen. Tum Biespill, wie man so richtig leckere Brotkartüffeln mokt.
Düssen Januar is ok mien Großvadder int Heim sturben. He harr mehr Tied, mi vun fröher to vertellen. Vunne Tied, als Krieg weer und Flüchtlinge bi de Buurn wohnt hemm und vunn datt Leven op Land und de Rietsport fröher.
Bit he alles vergeeten hett.
De grote Schüttel, in de fröher jümmers de geele Pudding in weer, steiht nu bi mi in mien Studenten-Wg und datt grote Kookbook vun Großmudder bi mien Mudder int Schapp. Ik kiek oft rin, uk wenn datt Rezept vör de Brotkartüffeln nicht dor in steiht.
Und wenn ik denn de fein säuberliche Handschrift op datt vergilbte Papier seh, denn meen ik fast, weller in de groote Hoff to sitten und Arfen to eeten. Danke Großmudder und Großvadder, ik hoff, jemm geiht datt gut, dor wo jemm jetzt sind. Und ik hoff, datt datt för jemm dor so schön is, wie de Hoff fröher för mi. 

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