Hier bin ich nochmal, voraussichtlich das letzte Mal für einige Zeit, da ab nächster Woche die Uni wieder ihren Tribut fordert. Heute habe ich nochmal einen plattdeutschen Text für euch im Gepäck, in dem ich meinen "plattsnackenden" Großeltern einmal "Danke" sagen möchte, auch wenn sie im Himmel wahrscheinlich kein Internet haben, um es lesen zu können...
Arfen eeten
Mien
Grootmudder harr een grote Gemüsehoff und ik harr datt Glück, een
Dach de Wuch bi mien Grootöllern op de Buurnhoff to verbringen, als
ich lütt weer.
Ik
heff quasi mien halbe Kindheit in de groote Hoff, mitn Moors op de
kommodige Heizungsherd inne Köök vun datt groote Buurnhuus und inne
Kälverstall mitn Arm bit an de Ellenbogen int Muul vun een Kalv
verbröcht.
Avers
mien leevste Erinnerung is de ant Arfen eeten mit mien Grootmudder.
Sobald de Arfen rief weeren, sünd wie inne Hoff und hebb de grönen
Schoten plückt. Denn hebb wie op een ohle Boomstump seeten, op de
mien Mudder und eer Geschwister all seeten hepp. Jeder, de mol
frische Arfen probeert hett, ward mi seker tostimmen, datt datt ganz
watt besonderes und op jeden Fall anners ist als Arfen ut de Doos
oder ut de Tiefkühltruhe.
Ik
heff jümmers nur de lüttjen sööten eeten, de dicken mehligen heff
ik vör mien Unkel överlaaten, de much datt. Wenn ik hüüt dor an
torrüch denk, kummt de groote Hoof datt Paradies temlich nehch.
Reehen vull mit Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Arfen, Bohnen,
Kartüffeln, Sempplanten, Solotköppe, Zucchini, Gurken, Kornblöme
und groote, runde Kürbisse. Överall rükte datt no Planten und
schwatte Erde, de Früchte weeren inne Summer warm vunne Sünn.
Uut
de Beeren in de Hoff hett Großmudder veel Soß makt, so datt datt
jedes Mol wenn ik Dunnerstags to Besök weer mien Lieblingsnoospieß
„Geele Pudding mit rote Soß“ geven kunn.
Datt
weer fast genauso schön wie inne Hoff Arfen eeten: Mit Großvadder
vunt Tieren tellen op de in de Gegend verstreut lingenden Koppeln
weller kamen, wobi ik wohl doch nich so groote Hülp weer wie ik
jümmers dacht heff, und denn af in de warme Wohnköök, wo mien
Urgrootmudder jümmers an de Disch seet und irgendwatt schnippelt
hett, und Middach eeten mit geele Pudding und rote Soß achteran.
Doch
leider kunn ik de Tied nicht opholen. Mien Grootöllern worn öller,
trucken int Oolendeel und mien Unkel hett de Bedrief övernahmen. Wo
fröher de groote Hoff weer, steiht nu een Veehstall mit Solar op
Dack.
Und
datt duurte nicht lang, bit mien Grootmudder an Krebs starven dee.
Veel to froh, ik wull eer noch so veel frogen. Tum Biespill, wie man
so richtig leckere Brotkartüffeln mokt.
Düssen
Januar is ok mien Großvadder int Heim sturben. He harr mehr Tied, mi
vun fröher to vertellen. Vunne Tied, als Krieg weer und Flüchtlinge
bi de Buurn wohnt hemm und vunn datt Leven op Land und de Rietsport
fröher.
Bit
he alles vergeeten hett.
De
grote Schüttel, in de fröher jümmers de geele Pudding in weer,
steiht nu bi mi in mien Studenten-Wg und datt grote Kookbook vun
Großmudder bi mien Mudder int Schapp. Ik kiek oft rin, uk wenn datt
Rezept vör de Brotkartüffeln nicht dor in steiht.
Und
wenn ik denn de fein säuberliche Handschrift op datt vergilbte
Papier seh, denn meen ik fast, weller in de groote Hoff to sitten und
Arfen to eeten. Danke Großmudder und Großvadder, ik hoff, jemm
geiht datt gut, dor wo jemm jetzt sind. Und ik hoff, datt datt för
jemm dor so schön is, wie de Hoff fröher för mi.
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