Sonntag, 22. Januar 2017

Innehalten, nachdenken, "Danke!" sagen


Hallo liebe Leser,

das neue Jahr ist zwar schon fast einen Monat alt, aber irgendwie habe ich erst jetzt Zeit gefunden, meine Gedanken nach der stressigen Weihnachtszeit wieder zu sortieren, in einem stillen Moment zwischen Prüfungsstress, Vorlesungen und Gesprächen mit Freunden.
Und in einem dieser stillen Momente ist mir klar geworden, dass es Zeit ist, darüber zu schreiben, warum ich schreibe und die Ergebnisse mit euch teile. Und es ist Zeit "DANKE!" zu sagen.


Aber fangen wir von vorn an:
Schreiben tue ich eigentlich schon, seit ich einen Stift in den Händen kann und halbwegs weiß, was Buchstaben sind. Meine Fantasie war schon immer ein Ort, wo ich alles schaffen konnte, was ich mir wünschte. Ich verbrachte Stunden dort und lebte irgendwie schon immer in zwei Welten auf einmal. Und irgendwann begann ich, regelmäßig aufzuschreiben, was in dieser phantastischen Parallelwelt passierte. Unbeholfen zuerst, ohne Zusammenhang. Dann, mit der Zeit, lernte ich, wie man Geschichten richtig erzählt. Mein Dank dafür geht an meine Deutschlehrer, die mir auch in Klassenarbeiten genug Zeit gaben, meine Geschichte zuende zu erzählen, auch, wenn die Reinschrift länger dauerte.
Auf dem Gymnasium kam ich dann das erste Mal mit dem Format "Poetry Slam" in Berührung, ebenfalls im Deutschunterricht. Wir probierten uns damals im Schreiben aus und es kam heraus, was eben mit 13 Jahren bei so etwas herauskommt. Kitsch, Kitsch und unglückliche Worte eines Teenagers, der seinen Platz in der Welt noch nicht annähernd gefunden hat.
Dann geriet diese Literaturbewegung erstmal wieder in Vergessenheit und ich beschäftigte mich gemeinsam mit Freunden mit Partnergeschichten. Jeder eine Seite, immer abwechselnd. Auch diese Ergebnisse lese ich heute mit einem gewissen Scham für die hochfliegend romantischen Vorstellungen, die darin verbastelt wurden.

In der Oberstufe veränderte ein Aushang am schwarzen Brett schließlich alles: Eine Ausschreibung für den Flensburger U20-Slam. Ich fasste mir ein Herz und meldete mich an. Und bekam gleich einmal 10 Punkte von der Jury. Auch wenn ich vor lauter Zittern weder Blatt noch Stimme wirklich unter Kontrolle hatte. Ich verpasste das Finale knapp, aber seitdem ließ der Slam mich nicht mehr los. Weitere Auftritte folgten, sogar bei den Landesmeisterschaften, bei denen ich jedoch nie eine Chance hatte. Doch ich gewann viele Freunde, die ich auch heute noch regelmäßig auf Slams treffe.
Die Szene hatte mich in ihren Bann geschlagen und ich wurde süchtig nach dem kribbeligen Gefühl vor dem Auftritt, dem hellen Scheinwerferlicht, dem Geruch nach Bier, Schweiß, Zigaretten und der ganz eigenen Note der schummrigen Clubs. Auch wenn ich bis heute keine einzige Zigarette angefasst habe: Zum Slam gehört der Geruch irgendwie dazu.

Als ich schließlich in Husum spaßeshalber einen Text auf Plattdeutsch auf einem eigentlich hochdeutschen Slam vortrug, kam ich zwar immer noch nicht ins Finale, aber ich rutschte durch diesen Auftritt in die plattdeutsche Slamszene hinein, die leider immer noch sehr wenig jungen Nachwuchs hat. Und auch wenn ich hochdeutsche Slams mag: in der Platt-Szene fühlte ich mich erstmals richtig angekommen. Ich habe die Möglichkeit, eine Sprache, die ich seit ich sprechen kann beherrsche, weiterleben zu lassen und gleichzeitig meine ganz eigenen Geschichten zu erzählen und auf Dinge aufmerksam zu machen, die meiner Meinung nach falsch laufen auf dieser Welt.
Ich kann über den Schutz von Nord- und Ostsee reden, über die Situation von Flüchtlingen und über wahnwitzige Abenteuer, die Einstein, Elvis und Schrödingers Katze zusammen erleben.

Manch einer mag sich fragen, wieso ich dann nicht Literatur oder eine andere Geisteswissenschaft studiere.
Ganz einfach: weil ich die Welt nicht nur mit Worten besser machen will. Und weil ich eine große Vorliebe für alles habe, was mit Chemie zu tun hat. Naja, fast alles...

Und weshalb dieser Blog?
Na ja... Ich teile gerne, und da nicht alle regelmäßig die Veranstaltungen besuchen, auf denen ich auftrete oder einige Texte es einfach nicht auf die Bühne schaffen. Ich mag es, anderen ein bisschen was von dem abzugeben, was ich beim Schreiben der Texte empfinde und zugegebenermaßen mag ich den Gedanken, vielleicht irgendjemandem einen miesen Tag zu verschönern oder wenigstens ein bisschen vom Alltag abzulenken. Und nichts ist schöner für mich als nette Nachrichten von Menschen, denen meine Texte gefallen haben und die manchmal ihre Gedanken dazu mit mir teilen. Ich freue mich, wenn ich Seelen berühre mit meinen Worten und Menschen, die mich auf Slams ansprechen die Möglichkeit geben zu können, die Texte in Ruhe nochmal zu lesen und sich ihre Gedanken zu machen.
Vielleicht schaffe ich es irgendwann, meinen Traum zu erfüllen und ein eigenes Buch zu schreiben, aber bisher ist es gut so wie es ist.

Nun aber zu den Menschen, denen ich einfach mal "DANKE!" sagen wollte: meinen Deutschlehrern, die mir die Zeit zum Erzählen gaben, die ich brauchte; den awesome Slam-Menschen, ganz viel Liebe an euch; allen Platt-Kollegen, mit denen ich die Bühnen unsicher mache: "Datt is jümmers bannig kommodig mit jemm!"; den Menschen, die mich auf Platt-Veranstaltungen einladen und mir Raum zum Rumspinnen geben und Gelegenheit um über Dinge zu reden, die mir wichtig sind.

Und nicht zuletzt: allen Menschen, die mir für meine Ideen Gehör, Applaus und Lächeln spenden.
Ihr wisst ja: Applaus ist das Brot der Künstler, Komplimente und Lächeln sind ihr Schokokuchen mit flüssigem Kern :)
Außerdem: meinen Freunden und Kommilitonen, die meine seltsamen Stimmungen aushalten, die ich brauche, um kreativ sein zu können. Und danke für viele Wortneuschöpfungen und Running Gags und blöde Spitznamen und Lamas und Pinguine. Und Perry das Schnabeltier. Und Cards against Humanity-und Munchkin-Abende. Und irgendwie auch für Büffelgras-Vodka und Tuc-Kekse und Geschichten aus Südamerika.

Euch allen sei von Herzen gedankt,
ihr seid großartig (zumindest meistens...)

Eure Jacqueline

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen